ESG-Berichterstattung und Proportionalität: Herausforderungen für die Factoring-Branche
- Susanne Kuhn
- 2. März
- 2 Min. Lesezeit
Nachhaltigkeitsberichterstattung bleibt ein heiß diskutiertes Thema – insbesondere in der Finanzbranche. Für Factoring-Gesellschaften, die als wichtige Finanzierungsquelle für den Mittelstand agieren, stellt sich die Frage: Wie lassen sich regulatorische Anforderungen mit praktikabler Umsetzung und wirtschaftlicher Effizienz vereinbaren?
Ein aktuelles Interview der BaFin mit Exekutivdirektor Rupert Schaefer und Wiebke Buck vom Zentrum Sustainable Finance zeigt, dass Proportionalität in der ESG-Berichterstattung entscheidend ist. Denn während Banken und Finanzdienstleister zunehmend ESG-Daten für ihr Risikomanagement benötigen, dürfen KMU – und damit auch deren Finanzierungspartner – nicht überfordert werden.
ESG-Berichterstattung: Chancen und Herausforderungen für Factoring-Institute
Mit der neuen Nachhaltigkeitsberichterstattungsrichtlinie (CSRD) steigen die Anforderungen an die Offenlegung von ESG-Daten. Für Factoring-Gesellschaften bedeutet das:
✅ Sie benötigen belastbare ESG-Daten ihrer Kunden, um regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden.
✅ Sie müssen ESG-Risiken in ihr eigenes Risikomanagement integrieren.
✅ Sie dürfen dabei den Mittelstand nicht mit übermäßigen Reportingpflichten belasten, da dies die Attraktivität von Factoring als Finanzierungsinstrument beeinträchtigen könnte.
Besonders für nicht-börsennotierte Factoring-Anbieter und mittelständische Finanzdienstleister stellt sich die Frage, wie sich effiziente Prozesse für die ESG-Datenbewertung entwickeln lassen, ohne unverhältnismäßigen Mehraufwand für KMU zu verursachen.
Proportionalität: Der Schlüssel für eine nachhaltige Umsetzung
Die BaFin betont, dass regulatorische Anforderungen nicht einheitlich für alle Marktteilnehmer gelten können. Schaefer unterstreicht, dass die Proportionalität in der Regulierung eine zentrale Rolle spielt:
• Größe und Komplexität müssen berücksichtigt werden – Ein mittelständisches Factoring-Unternehmen kann nicht denselben ESG-Berichtsaufwand tragen wie ein Großkonzern.
• Flexibilität in der Datenerhebung und -nutzung ist essenziell, um das Risikomanagement von Factoring-Anbietern zu stärken, ohne deren Kunden durch aufwändige Prozesse zu belasten.
• Regulatorische Klarheit ist erforderlich, um Unsicherheiten und redundante Berichtsanforderungen zu vermeiden.
Factoring-Unternehmen als Vermittler zwischen ESG-Anforderungen und Mittelstand
Factoring-Gesellschaften spielen eine entscheidende Rolle in der nachhaltigen Finanzierung des Mittelstands. Sie müssen ESG-Kriterien in ihre Kreditentscheidungen integrieren, gleichzeitig aber auch darauf achten, dass KMU nicht durch übermäßige Offenlegungspflichten vom Factoring abgeschreckt werden.
Das bedeutet:
📌 Pragmatische Ansätze zur ESG-Datengewinnung – etwa durch standardisierte Erhebungsmethoden oder Nutzung bestehender Nachhaltigkeitsbewertungen.
📌 Aufklärung und Unterstützung der Kunden – insbesondere für KMU, die ESG-Reporting bislang nicht als zentrale Priorität sehen.
📌 Kooperation mit Banken und Aufsichtsbehörden, um effiziente Prozesse zu schaffen, die ESG-Integration erleichtern.
Fazit: Nachhaltigkeit mit Augenmaß
Das Interview mit der BaFin macht deutlich: Eine praktikable ESG-Berichterstattung erfordert Proportionalität und Effizienz. Gerade für die Factoring-Branche ist es essenziell, einen Mittelweg zu finden, der Regulierung, Risikomanagement und die Anforderungen des Mittelstands in Einklang bringt.
Ein überbordender administrativer Aufwand könnte das Factoring-Geschäft erschweren und den Zugang von KMU zu alternativen Finanzierungslösungen beeinträchtigen. Die Herausforderung liegt nun darin, ESG-Integration und Wirtschaftlichkeit sinnvoll zu vereinen – für eine nachhaltige, aber praktikable Zukunft des Factorings.
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